Systematische Zerstörung von sozialen Strukturen, menschlichen Existenzen und Umweltressourcen nehmen zu

DIE LINKE. Kreisverband Gütersloh

Die Bestandsaufnahme beim konzernkritischen Workshop zeigte erschreckende Parallelen zwischen den globalen Konzernen Amazon, Gerry Weber, Storck und Tönnies. Alle folgen der Logik des Kapitalismus und somit dem Wachstumswahn. Durch Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur, hierzulande und weltweit.

Amazon steht für schlechte Arbeitsbedingungen und ein nicht zukunftsfähiges Logistiksystem. Zugleich zahlt der Konzern viel zu wenig Steuern und begünstigt, dass tausende Händler über Amazon Waren verkaufen, ohne die fällige Umsatzsteuer zu zahlen.

Tönnies ist Nutznießer eines Systems der industriellen Landwirtschaft, das mit riesigen Mengen Steuergeldern gefördert wird. Die Politik sorgt außerdem für ein unerschöpfliches Kontingent an billigen Lohnsklaven. Von der Politik gestärkt steht die Branche zugleich für ein noch nie dagewesenes Ausmaß an Tierquälerei. Ganz zu schweigen von den katastrophalen Folgen für die Umwelt bis hin zur Zerstörung

unserer Lebensgrundlagen.

Die Firmen Storck und Gerry Weber zeichnen sich im Vergleich zu Amazon und Tönnies bisher durch weniger ausbeuterische Arbeitsbedingungen aus. Allerdings nur, wenn man die Textilarbeiterinnen in Billiglohnländern und zum Beispiel die Kakaopflücker in Afrika vergisst.

Gerry Weber zeigt uns wohin die maßlose Gier nach Wachstum und unternehmerische Fehlentscheidungen führen können. Die über dem Branchenschnitt liegenden sozialen Leistungen werden zerschlagen. Es begann damit, dass den Beschäftigten das Weihnachtsgeld vertragswidrig vorenthalten wurde. Anschließend forderte das Sanierungsdiktat der Banken und Hedgefonds Lohnkürzungen und den Abbau von Hunderten Arbeitsplätzen.

Nachtrag: Am 25. Januar 2019 stellte die Gerry Weber International AG den Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. 580 Beschäftigte sind direkt betroffen. Am 7. Februar meldete das Tochterunternehmen Gerry Weber Retail GmbH ebenfalls Insolvenz an. Weitere 2.300 Arbeitsplätze sind in Gefahr. Das trifft fast ausschließlich Frauen.

Der Storck-Konzern verwendet das UTZ Certified-Siegel. Die Aussagekraft von UTZ ist aber begrenzt, die Kriterien sind nicht sehr anspruchsvoll. Die Produzenten erhalten keine Mindestpreise und Gentechnik wird nicht ausgeschlossen. Es kommt zudem vor, dass die Herkunft der Rohware nicht eindeutig belegt ist.

Leider kommt der Anbau von konventionellem Kakao immer wieder in die Negativ-Schlagzeilen durch gravierende Umweltzerstörungen auch in geschützten Regenwäldern und durch Menschenrechtsverletzungen. Auch die konventionelle Erzeugung weiterer Zusatzstoffe wie Palmfett, Zucker, tierische Produkte wie Gelantine und Milch sind aus ökologischer Sicht zu hinterfragen. Dazu kommt die übertrieben aufwendige Verpackung durch Folien, Plastik und Beschichtungen.

Als Fazit unseres Workshops wollen wir:

  • ein Ende des Flächenfraßes. Auch hier im Kreis Gütersloh werden zu viele fruchtbare Böden und wertvolle Flächen verbaut und versiegelt.
  • eine regionale, faire, sozial und ökologisch nachhaltige Wirtschaftsweise
  • eine Verteilung von Agrar-Subventionen nach ökologischen Gesichtspunkten
  • verbindliche ökologische und soziale Standards für den Abbau von Rohstoffen. Die Sorgfaltspflicht muss entlang der gesamten Lieferkette eingehalten werden. Unternehmen müssen für die sozialen und ökologischen Folgen ihres Handelns international zur Verantwortung gezogen werden können
  • transparente Informationen für den Verbraucher über alle Produkte und deren Herkunft
  • kürzere Arbeitszeiten statt Stress und Massenproduktion
  • mehr Demokratie auch in der Wirtschaft. Die Mitbestimmungsrechte der Beschäftigten müssen gestärkt werden
  • eine Stärkung kommunaler, genossenschaftlicher und selbstverwalteter Betriebe
  • die Umsetzung der Artikel 14 und 15 des Grundgesetzes: „Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden.“
  • mehr Gerechtigkeit, mehr Umwelt- und Tierschutz. Mehr Lebensqualität für alle statt Profite für Wenige

Wir erachten es als dringend notwendig, bei Unternehmensgründungen bzw. -erweiterungen die sozialen und ökologischen Folgen mit einzurechnen. Wachstum um jeden Preis ist nicht zukunftsfähig.