DIE LINKE.Gütersloh: Augenzeugin berichtet aus Istanbul

Kreisvorstand DIE LINKE. Gütersloh
OWL-GT

Auf Einladung des Alevitischen Kulturvereins, des Assyrischen Mesopotamien Vereins und des Kreisverbandes DIE LINKE. Gütersloh war am 21. Juni 2013 Sevim Dagdelen zu Gast in Gütersloh.

 

Um sich die Forderungen der Protestierenden anzuhören reiste die Bundestagsabgeordnete der Linken nach Istanbul. Was sie in Wort und Bild berichtete, war ebenso erschütternd wie ermutigend. Obwohl die Veranstaltung sehr kurzfristig organisiert werden musste, folgten rund 50 Gäste der Einladung.

Als Sevim Dagdelen am 15. Juni auf dem Taksim-Platz eintraf, herrschte dort Volksfeststimmung. Zelte, Volksküchen, Musiker und natürlich die Diskussionsforen prägten den Platz. Es kamen tausende von Leuten aus allen Teilen der Stadt, um diese Atmosphäre zu genießen. Am Abend umzingelte die Polizei den Platz mit einem massiven Aufgebot. Der Versuch Sevim Dagdelens, ihrer Kollegin Heike Hänsel und eines türkischen Abgeordneten mit dem Einsatzleiter der Polizei zu sprechen, scheiterte. Ihnen wurde lediglich mitgeteilt, dass der Platz in 6 Minuten geräumt würde. Zu wenig Zeit, um alle zu warnen. So erfolgte der Angriff mit Tränengas und Pfeffergas für viele völlig überraschend. Die Polizei schreckte nicht einmal davor zurück, eine Krankenstation im Keller eines Hotels anzugreifen und Krankenwagen für den Transport von Gasgranaten zu missbrauchen. Anschließend bot sich ein Bild der Verwüstung.

Was Ende Mai als Auseinandersetzung um den Bau eines Einkaufszentrums in Istanbul begann, wurde zu einer Widerstandsbewegung, der sich mittlerweile weite Bevölkerungsteile angeschlossen haben. Vor allem die Jugend macht ihrem Ärger über die antidemokratische Politik von Erdogan deutlich.

„Erdogan antwortet auf den Protest mit massiver Polizeigewalt und der Androhung, die Armee einzusetzen. Er hat die 5 Toten und mehr als 7.000 Verletzten der letzten drei Wochen zu verantworten. Doch er kann die Demokratiebewegung in seinem Land nicht ersticken.", sagte Sevim Dagdelen. „Die Menschen in der Türkei haben genug von Repressionen und Drohungen. Sie protestieren gegen den Führungsstil von Erdogan. Zudem eint die Menschen die Sehnsucht nach Frieden, innenpolitisch wie außenpolitisch. Sie wollen keinen Krieg gegen Syrien und erst recht keine Unterstützung islamistischer Rebellengruppen durch Erdogan. Die soziale Situation vieler Menschen ist trotz des Wirtschaftswachstums verzweifelt und verschärft sich weiter. Zugleich profitieren islamistische Eliten und ausländische, besonders deutsche Unternehmen, von Erdogans Politik.“ "Die EU darf kein weiteres Beitrittskapitel öffnen. Das würde Erdogan nur als Bestärkung seines Kurses auffassen. Die militärische, geheimdienstliche und polizeiliche Zusammenarbeit mit dem NATO-Partner Türkei muss beendet werden." verlangt Sevim Dagdelen.

Anschließend wurde in zahlreichen Beiträgen deutlich, wie weit Islamisierung und Einschüchterung bereits den Alltag der Menschen in der Türkei bestimmen. Erdogan und seine AKP haben dafür gesorgt, dass die Zahl der Gefangenen innerhalb von 10 Jahren von 50.000 auf 140.000 gestiegen ist. Gewerkschafter, oppositionelle Politiker, Journalisten, Anwälte, Komponisten und Schriftsteller werden verhaftet. Auch die deutsche Rolle kam zur Sprache. Mit deutschen Waffen aber auch durch die Ausbildung türkischer Polizisten durch die deutsche Polizei gerade im Umgang mit Massendemonstrationen wird Erdogan gestärkt. Direkt betroffen von den Geschehnissen in der Türkei sind die mehr als 10.000 Menschen im Kreis Gütersloh, die ihre Wurzeln in der Türkei haben. Auch ihnen gehört unsere Solidarität.

http://www.sevimdagdelen.de/ 

Foto: Michael Pusch, Sevim Dagdelen,Ludger Klein-Ridder

Michael Pusch

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