Multiresistente Keime: Kreis Gütersloh und Stadt Rheda-Wiedenbrück ignorieren Gefahren

Bündnis gegen die Tönnies-Erweiterung

Dem Bau-, Stadtentwicklungs-, Umwelt- und Verkehrsausschuss der Stadt Rheda-Wiedenbrück liegt am Donnerstag ein Antrag der GNU vor. Die GNU beantragt, dass unverzüglich alle Maßnahmen ergriffen werden, um die Verursacher multiresistenter Keime in die Ems zu ermitteln und die Einleitung zeitnah zu unterbinden. Das Bündnis gegen die Tönnies-Erweiterung schließt sich dieser Forderung an und ist entsetzt darüber, wie offensichtlich die Verantwortlichen in Stadt und Kreis die Aussagen von Experten ignorieren und die Gefahr verharmlosen.

Immer noch versuchen Vertreter der Stadt Rheda-Wiedenbrück den Eindruck zu erwecken, mit dem Einbau einer vierten mit Ozon betriebenen Reinigungsstufe in das städtische Klärwerk wäre die Gefahr gebannt. Das widerspricht nicht nur den Aussagen zahlreicher Experten, sondern verschweigt auch die Risiken der Ozonbehandlung und die damit verbundenen zusätzlichen hohen Kosten. So schrieb im Februar dieses Jahres der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW: „Uns liegen keine Erkenntnisse vor, dass eine vierte Reinigungsstufe multiresistente Keime entfernen kann. Erste Forschungsergebnisse legen eher die Vermutung nahe, dass eine vierte Reinigungsstufe solche Erreger nicht entfernen kann.“ (1)

In der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen an die Bremer Bürgerschaft vom gleichen Monat heißt es: „Ein Problem der Ozonbehandlung ist die Bildung von sogenannten Transformationsprodukten, deren Toxizität teilweise höher sein kann als die der Ausgangsstoffe. Keime könnten, nach aktuellen Aussagen von Verantwortlichen des HyReKa-Projektes, gegebenenfalls durch eine Verfahrenskombination aus UV-, Ozonbehandlung und Ultrafiltration deutlich reduziert werden. Hierzu sind jedoch die Ergebnisse des Forschungsprojektes, die im Laufe des Jahres 2019 vorliegen werden, abzuwarten.“ (2)

Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin vom Ruhrverband, der 65 Kläranlagen betreibt, hält eine vierte Reinigungsstufe für nicht geeignet, die Resistenzlast nennenswert zu reduzieren. Dafür sei eher eine fünfte oder sechste Stufe nötig: „Die Klärverfahrenstechniken, die dann zum Einsatz kommen, etwa Ultra- oder Nanofiltration, führen dann allerdings zu drastischen Gebührensteigerungen, einem erhöhten Energiebedarf sowie höheren Kohlendioxidemissionen und mehr Reststoffen“, so Prof. Jardin im Juni bei einer Anhörung zum Thema im Bundestag. (3)

Vom „Parlamentarischen Abend“ der Gelsenwasser AG, einem der größten Trinkwasserversorgungsunternehmen Deutschlands, weiß der gelsenwasser-blog zu berichten: „Notwendig sei eine Lösung an der Quelle. Es wurde deutlich herausgearbeitet, dass die kommunale Abwassertechnik für eine zielgerichtete Beseitigung zu energie- und kostenintensiv für die Beseitigung der multiresistenten Erreger ist. (…). Daher sei die 4. Reinigungsstufe nicht die Lösung.“ (4)

Das Bündnis gegen die Tönnies-Erweiterung fordert den Kreis Gütersloh und die Stadt Rheda-Wiedenbrück auf, sich gegen eine Zustimmung zur Erweiterung auszusprechen.

Quellen:

  1. https://www.bdew.de/presse/presseinformationen/medienberichte-ueber-multiresistente-keime-gewaessern/
  2. Bremische Bürgerschaft Drucksache 19 / 1606, Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 12. Februar 2018
  3. https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2018/kw24-pa-umwelt-keime/554304
  4. https://www.gelsenwasser-blog.de/multiresistente-erreger-im-fokus/