Terroristen?

Almuth Wessel, Sprecherin, DIE LINKE Kreisverband Gütersloh

Es wird manchmal - vor allem von rechtsorientierten Kreisen - behauptet, Journalisten seien zynisch. Sie würden ihr Mäntelchen nach dem Winde hängen und immer mit dem vermeintlich Stärkeren gehen.

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Statement in Bezug auf https://www.nw.de/nachrichten/regionale_politik/22255721_Extremismus-in-Deutschland-Die-Demokratie-muss-Krallen-zeigen.html

KOMMENTAR "Extremismus in Deutschland: Die Demokratie muss Krallen zeigen" von Lothar Schmalen ikn der NW v. 28.09.2018
Auszug: "Angesichts linksextremistischer Feinde der Demokratie, die im Hambacher Forst unter dem Deckmantel des Klimaprotests agitieren, salafistischer Verächter unserer freien Gesellschaft und vor allem aber angesichts der immer stärker werdenden Rechtsextremisten, die Deutschland wieder ins Unglück stürzen wollen, gilt: Anders als 1930 bis 1933 dürfen die Demokraten die Zerstörung der Demokratie durch ihre Feinde diesmal nicht zulassen."

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Wir wissen, dass das manchmal falsch ist. Es gibt - und gab- engagierte Journalisten, die wider den Stachel gelöckt und dafür ihre Haut zu Markte getragen haben.

Einer von ihnen kam aus Ostwestfalen und hieß Felix Fechenbach. Wieder ein anderer bekam den Nobelpreis und starb an den Folgen der Haft im Konzentrationslager. Er hieß Karl von Ossietzky.Wieder ein anderer heißt Can Dündar und muss dafür büssen dass er einem paranoiden Diktator Paroli bietet  Sie alle sind die Zierde ihres Berufs.

Der Kommentator in der Neuen Westfälischen der  Ausgabe von Samstag, dem 29. September hingegen gehört zu den Zeitgenossen, für die jeder engagierte Journalist und jede engagierte Journalistin sich schämen muss.

Die unverfrorene und diffamierende Art und Weise, in der er in dem Kommentar "Die Demokratie muss ihre Krallen zeigen" Umweltschützer die im Hambacher Forst für den Erhalt eines jahrhundertealten Waldes demonstrieren gleichsetzt mit Neonazis und Salafisten kann eigentlich nur noch von Blättchen wie der "Jungen Freiheit " unterboten werden.

Also die Umweltschützer im Hambacher Forst sind Terroristen - genau wie Neonazis und Salafisten.... WIE BITTE? Also die Menschen, die dort mit friedlichen Mitteln für den Erhalt von etwas demonstrieren das in Jahrhunderten gewachsen ist und zerstört werden soll wegen des kurzfristigen Profitinteresses eines Großkonzerns, der zynisich und borniert auf der Wahrung seines Besitzstandes beharrt, gehören in die gleiche Kathegorie, wie Menschen, die in ihrer zynischen Menschenverachtung über Leichen gehen? Tut mir leid - aber da komme ich nicht mit.

Da habe wir auf der einen Seite die Menschen, die sich - teilweise unter Inkaufnahme ihrer eigenen körperlichen Unversehrtheit - einsetzen für den Erhalt der Natur. Und auf der anderen Seite einen Großkonzern, der sich mit aller Arroganz der Macht kompromisslos über alle Proteste hinwegsetzt und für den Erhalt seines Besitzstandes und der bei  der nordrhein-westfälischen Landesregierung einen willigen Vollstrecker findet... wer die Bilder der Polizeieinsätze aus dem Hambacher Forst vor Augen hat, kann angesichts der total verbogenen Sichtweise des Kommentators nur noch mit dem Kopf schütteln angesichsts von so viel himmelschreiender Dummheit und Ignoranz. Das hat mit Pressefreiheit nichts zu tun - es ist schleimerisches und kriecherischessich -Anbiedern und  Nach-dem-Munde-reden, wie es einer kaisertreuen Gazette wie der Kreuzzeitung wohl angestanden hätte - aber nicht einer Tageszeitung im 21. Jahrhundert, die zu 100% der SPD gehört.

Übrigens: in der Kaiserzeit gehörte es für die Fabrikanten zum Guten Ton, wenn es in ihren Produktionsstätten zum Streik kam, nach dem Militär zu rufen. Und der preußische Staat hat damals AUCH den willigen Vollstrecker gemacht und auf die Streikenden schießen lassen. Alles zur Wahrung der Besitzstände. Das hat aber dem maroden Kaisertum nach dem Ersten Weltkrieg nicht geholfen - es hatte abgewirtschaftet.

Auch der französche Adel des Ancien regime hat eifersüchtig über die Wahrung seiner Besitzstände gewacht und dafür die geballte Staatsmacht aufgeboten. Das hat ihn dann buchstäblich den Kopf gekostet. Trotzdem feiern wir heute die Errungenschaften der Grande Revolution als die großen Richtwerte unserer europäischen Demokratie.

Auch das arrogante, uneinsichtige und zynische Beharren der RWE auf ihren Besitzständen kann den Kopf kosten - aber sollen es unser aller Köpfe sein?

Almuth Wessel, Sprecherin des Kreisverbandes der LINKEN im Kreis Gütersloh